Transformatives Bogenschießen: Von ‚agilen‘ Überzeugungen oder „von den Türen, die wir heute aufmachen, durch die wir morgen gehen [1]“

Im letzten Blogbeitrag habe ich mein neues Seminar Transformatives Bogenschießen erstmalig vorgestellt.

In diesem Blog-Beitrag skizziere ich die Wirkweise von Transformativem Bogenschießen.

Transformatives Bogenschießen (TB) kann eine Ressource sein oder als Katalysator für die individuelle Veränderungsarbeit, d.h. für die mentale Problembehandlung, eingesetzt werden.

TB als Ressource bedeutet, dass dem Menschen wichtige Aspekte, wie die Gesundheit, die Kraft, die Ruhe oder die Intuition, gestärkt werden. Ich skizziere hierzu zwei Beispielen aus meiner TB-Selbsterfahrung – Gesundheit sowie Ruhe und Intuition:

Gesundheit: Nach ca. zwei Stunden Bildschirmarbeit, habe ich Probleme, meine Augen auf den Bildschirm zu fokussieren. Dies wird zunehmend von einem Gefühl von Unwohlsein und Stress begleitet. – Wahrscheinlich wurde dies durch die Bildschirmarbeit, während der langen virtuellen Meetings in der Coronazeit ausgelöst oder beschleunigt. Ich nutze Bogenschießen für meine Gesundheit, indem ich in meinem Garten schieße: Beim Fokussieren auf größere Distanzen werden meine Augen entlastet und dies beseitigt schon nach kurzer Zeit das Unwohlsein.

Ruhe und Intuition: Beim intuitiven Bogenschießen wird nicht explizit gezielt, sondern man vertraut sich und den Schuss dem Körpergefühl an. Gehen dem Bogenschießen keine stressigen Stunden voraus, bin ich mit meinem Trefferbereich zufrieden. – Körpergefühl und mentale Ausrichtung sind im Einklang. Im Falle von vorausgehenden stressigen Stunden, u.a. durch zu viel Bildschirmarbeit, ist der Trefferbereich wesentlich schlechter. Die erforderliche Ruhe und die Intuition bilden sich jedoch durch TB nach einer gewissen Zeit wieder erfolgreich aus. Der Trefferbereich wird deutlich besser: Körper und Geist entspannen sich und geraten wieder in Einklang. – Sehr wesentlich ist, dass sich im Bogenschießen das Gefühl für Zeit ändert. Die Intuition verbindet in dem Zeitraum des Loslassens der Sehne die Fäden der Vergangenheit und Gegenwart zu einem Faden der Zukunft. – Insbesondere für Menschen, die unter Zeit die Uhrzeit verstehen, ist dies eine besondere Erfahrung von Zeit [1].
TB ist kein körperliches Auspowern wie bei vielen anderen Sportarten, sondern sorgt, wie in diesem Beispiel, für eine ruhige Pflege der Intuition. Transformatives Bogenschießen als Ressource für Ruhe und Intuition entspricht im Wesentlichen dem Meditativen Bogenschießen [2].

Bogenschießen als Ressource entwickelt sich nur, wenn man bereit ist, das im Seminar Gelernte regelmäßig anzuwenden. – Denn die Ressource wird sich erst nach einigen Wochen des Übens entfalten.

Nach dem Erlernen der Techniken des Bogenschießens und dem Erfahren des Bogenschießens als Ressource, ist die individuelle Veränderungsarbeit der dritte Teil des Seminars. Hierbei ist zu beachten, dass der Durchgang durch das sogenannte ‚Transformative Tor‘ in die Veränderungsarbeit nur sinnvoll ist, wenn die Teilnehmer die Technik des Bogenschießens gut (genug) beherrschen. Falls die Teilnehmer die Technik des Bogenschießens kennen, aber wiederholt nicht umsetzen können, ist dies ein starkes Indiz für ein mentales Problem, gemäß der Erfahrung „Bogenschießen wirkt wie ein Spiegel der Seele“. Die mentale Ausrichtung, erworben in der Vergangenheit, „verzerrt“ die Schieß- und Ziel-Technik. Die Teilnehmer nehmen diese „Verzerrung“ meistens selbst wahr und ziehen auch sehr oft eine Verbindung zu ihrem Alltag. Lediglich in einigen Fällen ist es angebracht, dass der Trainer „anstupsend“ hilft. Selbstverständlich sind diese Erkenntnisse zuerst einmal nur Hypothesen. Der Trainer unterstützt die Teilnehmer bei der nachfolgenden Analyse und dem Auflösen des Problems sowie dem Transfer in den jeweiligen individuellen Alltag.

In dem Video [2] kann man erkennen, dass die Technik der Teilnehmer nicht gut ausgebildet ist: Entweder wurde vom Trainer nicht auf eine gute Technik geachtet oder das erkennbare, nicht gut Ankern ist ein Indiz für ein mentales Problem. Gutes Ankern bedeutet, dass die Sehne vollständig ausgezogen wird und die Hand mit der ausgezogenen Sehne und dem Pfeil an der Wange angelegt wird, also geankert, wird. Nehmen wir zur Illustration hier an, dass das schlechte Ankern im Video ein Indiz für ein mentales Problem sei. Möglich Probleme könnten zum Beispiel sein: Berührungsangst, zu große Aggressionshemmung oder fehlende Durchsetzungskraft. Die Identifikation des Problems erfolgt im Schießen, indem die Teilnehmer:in die ‚Unsauberkeit‘ in der Technik selbst wahrnimmt und dieser eine Bedeutung zuschreibt. Dies geschieht oft durch Metaphern, z.B. für das obige Beispiel Berührungsangst könnte die Metapher heißen „Ich kann die Kluft nicht überbrücken“. Ist die Metapher da und wurde durch die Teilnehmer:in die Verbindung zum Alltag hergestellt, wird das Problem im Bogenschießen aufgelöst: Es wird zum Beispiel erfolgreich über eine Kluft geschossen. Der abschließende Transfer in den Alltag wird besiegelt. – Die Erfahrung zeigt, dass diese Form der transformativen Veränderungsarbeit sehr erfolgreich ist, d.h. die Veränderung setzt tatsächlich ein.    

Dieser Teil des TB-Seminars ist auf das Seminar beschränkt, da hierfür im Normalfall eine professionelle Begleitung durch einen Trainer oder einen Coach für Transformatives Bogenschießen notwendig ist.

Die oben geschilderten Problembeispiele aber auch die in einer Organisation vorliegenden Widerstände für die erfolgreiche Umsetzung von Transformationen, also grundlegende Veränderungen, beruhen auf Überzeugungen. Im Management 4.0 verwenden wir die Dilts Pyramide [3], um die enorme Bedeutung von Überzeugungen (Glaubenssätzen, Grundannahmen, Prinzipien) für die Veränderung sichtbar zu machen. Die Dilts Pyramide visualisiert, dass Überzeugungen Abstraktionen sind, die aus der Erfahrung in einem jeweiligen Kontext abgeleitet werden. Die individuelle Persönlichkeit stellt eine Disposition für Überzeugungen dar oder anders ausgedrückt, Überzeugungen spiegeln nicht wider, was man weiß, sondern, drücken aus, wer man ist [4].



Abbildung 1: Vier Bilder erzeugt von der Künstlichen Intelligenz DALL-E 2 [5] mit dem Prompt ‚A painting in the style of Chagall: Transformative archery opens doors‘

Kommen wir zu einer Erklärung, warum TB wirkt!

Ich verwende hierzu die Theorie des Predictive Processing wie sie von Philipp Sterzer in [4] skizziert wird. Sterzer ist Psychiater und Neurowissenschaftler. Er zeigt auf der Basis von wissenschaftlichen Fakten, dass die fundamentalen Mechanismen von Überzeugungen für sogenannte ‚normale‘ Überzeugungen, Verschwörungsüberzeugungen, wahnhafte Vorstellungen und schizophrenen Wahn gleich sind.

Nach der Predictive Processing Theorie, also der Theorie der vorhersagenden Verarbeitung, arbeitet unser Gehirn mit einem hypothetischen Modell der Welt. Dieses Modell wird im Idealfall fortwährend an die Weltdaten angepasst, um so neue Vorhersagen zu erzeugen. Überzeugungen sind Teil jenes inneren Modells der Welt, das unser Gehirn für Vorhersagen nutzt.  Überzeugungen sind „Hypothesen über allgemeine und zeitlich stabile Gesetzmäßigkeiten“, die wir in der Welt wahrgenommen haben. Unser Gehirn folgt einem Plan-Do-Check-Act Zyklus: Es werden Hypothesen gebildet, auf der Basis von Hypothesen wird gehandelt, das Handeln wird überprüft und dann ggf. angepasst. Es gibt eine Hierarchie von Vorhersagen, eine Hierarchie vom kognitiven Abstraktem zum sinnlich Konkreten, die es ermöglich Komplexität zu regulieren und Unsicherheit abzubauen. – Ich verweise auch hier auf die Zielhierarchie (vom Big Picture zum Detail) im Management 4.0, die genau diese Funktion hat [6].
Hinzu kommt, dass Vorhersage und Sinnesdaten nach ihrer Präzision, ihrer beigemessenen Wahrscheinlichkeit, gewichtet werden. Nach der Predictive Processing Theorie erzeugen wir Vorhersagen auf der Basis der Differenz von Vorhersage- und Sinnesdaten-Präzision. Die Größere der beiden Präzisionen leitet unsere Vorhersagen und unser Handeln. Der Neuromodulator Dopamin ist von großer Bedeutung für die Balance der beiden Präzisionen. Dopamin wird nicht nur bei Sport und Freude ausgeschüttet, sondern auch bei Stress. Dopamin verändert die Sinnes-Wahrnehmung und übergewichtet die Sinnesdaten-Präzision. Dies kann auch zu Halluzinationen oder Wahnvorstellungen führen: „Die empirischen Befunde …. sprechen für ein (Präzisions-) Ungleichgewicht zwischen Vorhersagen und Sinnesdaten als Grundlage für die Entstehung von Psychosen. Die Folge des Dopaminüberschusses ist somit, dass Sinnesreize, die sonst keine Beachtung fänden, als bedeutsam registriert werden. Man spricht von aberranter Salienz, was so viel heißt wie fehlgeleitete Auffälligkeit.“ Fehlgeleitete Auffälligkeiten erzeugen Angst, und erfordern eine Korrektur des Weltbildes. Und dieses Weltbild muss so konstruiert sein, dass es die fehlgeleitete Auffälligkeit erklärt, also Komplexität reguliert [4].

Das Übergewichten der Vorhersage-Präzision der Überzeugungen kann zur Irrationalität führen, die allerdings adaptiv ist und einen evolutionären Vorteil bringt. Ein Beispiel [4]:

Ein Spaziergänger identifiziert im Dunkeln eine auf dem Boden erkennbare Schlangenform als Schlange. Es gibt keine Evidenz wonach dies tatsächlich eine Schlange ist, jedoch sind die Kosten dieser Erkenntnis eventuell geringer als der Biss einer Schlange, wenn sich die Schlangenform dann wirklich leider als Schlange herausstellen sollte. – Auch wenn sich bei vorsichtigem Annähern herausstellen sollte, dass es nur ein Ast in Schlangenform ist. In diesem Sinn können irrationale Überzeugungen adaptiv sein und stellen evolutionär einen Vorteil dar.

In diesem Beispiel ist die sogenannte Sinnesdaten-Präzision gering. Der Vergleich von Vorhersage-Präzision und Sinnesdaten-Präzision fällt zu Gunsten der Vorhersage-Präzision aus: Die Überzeugung erhält Vorrang. Das Gehirn ist also genau genommen eine „Präzisionsgewichtungsmaschine“ [4].

Im ‚Idealfall‘ sollten Vorhersage-Präzision und Sinnesdaten-Präzision nahe beieinander liegen. – In diesem Fall stellt sich Agilität ein, deshalb habe ich auch im Titel des Blogs von ‚agilen‘ Überzeugungen gesprochen. Problematisch wird es, wenn eine der Präzisionen dominiert. Würde im unserem Beispiel der Schlangenform, die Vorhersage-Präzision stark dominieren, wird im schlimmsten Fall keine Überprüfung in der Wirklichkeit mehr stattfinden. Die Schlangenform wäre dann definitiv eine Schlange. Würde im Beispiel die Sinnesdaten-Präzision überwiegen, wird eine potenzielle Gefahr nicht mehr wahrgenommen, erst dann, wenn es schon zu spät ist.       

Die Wirkung von TB lässt sich auf der Basis der Predictive Processing Theorie wie folgt erklären:

  • Falls Bogenschießen mit Freude erfolgt – insbesondere, wenn Bogenschießen als Ressource empfunden wird – wird die Dopaminausschüttung angeregt.
  • Die Sinnesdaten-Präzision bekommt eine größere Bedeutung, ggf. wird sie übergewichtet.
  • Die Wahrnehmung öffnet sich für das Erkennen einer ‚(kleinen) Unsauberkeit‘ in der Ziel- und Schiesstechnik.
  • Diese Offenheit ermöglicht das Erfahren von Problem-Zusammenhängen im Schießen und im Alltag. Die bisherige Überzeugung wird hinterfragt, die blockierende Vorhersage-Präzision untergewichtet.
  • Die Ausbildung von Metaphern und das Auflösen des Problems im Schießen schlägt die Brücke zum Alltag.
  • Eine neue Überzeugung wird neben die alte Überzeugung gesetzt. Die neue Überzeugung ist im Alltag zu stabilisieren, damit die neu Vorhersage-Präzision groß genug werden kann.

Überzeugungen sichtbar zu machen, in Frage zu stellen und ggf. durch neue Überzeugungen zu ersetzen, dies ist adaptiv, ist agil! – Überzeugungen sollten immer nur Hypothesen sein, die sich ggf. als falsch herausstellen.

Man könnte annehmen, dass ähnliche Sportarten (u.a. Speerwerfen, DART, Golf, …) wie Bogenschießen transformativ eingesetzt werden können. Dies mag sein, jedoch gebe ich zwei Aspekte zu bedenken: Bogenschießen knüpft sehr stark an unsere archaischen Wurzeln an, damit könnte u.a. ein hoher Dopamin-Ausstoß verbunden sein. Was aber viel wichtiger ist, dass die archaischen Wurzeln durch sehr viele Metaphern – wie ‚keinen Pfeil mehr im Köcher haben‘ oder ‚ins Schwarze getroffen haben‘ – in unserem Denken verwurzelt sind und diese Verbindungen mittels Jahrzehnten kreativer therapeutischer Veränderungsarbeit [7] gehoben worden sind.

Transformatives Bogenschießen dient dazu, zu lernen, Überzeugungen in Frage zu stellen. Damit werden Überzeugungen adaptiv und öffnen uns die Türen, durch die wir gehen (können).

Weitere Informationen zu den TB-Seminaren finden Sie unter https://www.socialtechnologies.de/training.

 

[1] Lesch H und Forstner U (202119) Zeit – Ein Physiker und eine Philosophin spielen mit der Zeit, Patmos Verlag, kindle Ausgabe

[2] Bayrischer Rundfunk (2022) Meditatives Bogenschießen https://www.youtube.com/watch?v=wY1NF3zguKc

[3] Oswald A, Müller W (2019) Management 4.0 – Handbook for Agile Practices, Release 3, BoD Verlag, Norderstedt Management 4.0

[4] Sterzer P (2022) Die Illusion der Vernunft – Warum wir von unseren Überzeugungen nicht zu überzeugt sein sollten, Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin, kindle Ausgabe

[5] DALL-E 2 (2023) https://openai.com/dall-e-2/, zugegriffen am 04.01.2023

[6] Oswald A, Köhler J, Schmitt R (2016) Projektmanagement am Rande des Chaos, Springer, Heidelberg

[7] Schäfer K-H (2018) Therapeutisches Bogenschießen, 2. Auflage, Ernst Reinhardt Verlag München

Transformatives Bogenschießen – Erfahrungsorientierte Veränderungsarbeit für Projektleiter und Projektteams – Ein Seminar Angebot

Im September diesen Jahres habe ich an der psychosomatischen Klinik Wollmarshöhe [1] meine Prüfung zum Therapeutischen Bogenschießen abgelegt und bin damit für Therapeutisches Bogenschießen zertifiziert:

„Durch eine Prüfung wurde der Nachweis der Befähigung zur selbständigen Durchführung des Therapeutischen Bogenschießens erbracht. Die notwendigen technischen, sicherheitsrelevanten und kommunikations- bzw. beziehungsrelevanten Kenntnisse und Fähigkeiten zum Einsatz des Bogenschießens im therapeutischen Zusammenhang und mit therapeutischer Zielsetzung sind vorhanden.“ [2]

Mein Trainer und Prüfer war Karl-Heinz Schäfer, einer der profiliertesten Psychotherapeuten für Erfahrungsorientierte Therapie [3] und im deutschsprachigen Raum die erste Adresse für Therapeutisches Bogenschießen. Er hat seine Erfahrungen zum Therapeutischen Bogenschießen in seinem Buch mit gleichem Titel festgehalten [4].   

Da ich seit vielen Jahren im Projekt-Coaching und der organisationalen Veränderungsarbeit tätig bin und die Wirkung des Bogenschießens als Werkzeug der erfahrungsorientierten Veränderungsarbeit kennenlernte, biete ich ab 2023 das Seminar Transformatives Bogenschießen (TB) an. Dieses zweitägige TB-Seminar, mit maximal drei Teilnehmern, richtet sich vor allem an Projektleiter und andere agile Führungskräfte, die sich selbst erfahren möchten und lernen möchten, sich selbst (besser) zu führen. Gemäß Management 4.0 ist Selbstführung die Basis einer guten Führung.
Projektteams mit bis zu 6 Teilnehmern können auch in der Teambildung und in der Festigung des Teamgeistes von dem TB-Seminar profitieren. 

Was ist Transformatives Bogenschießen (TB)?

Transformatives Bogenschießen beruht auf den Prinzipien und Verfahren des Therapeutischen Bogenschießens, verändert und ergänzt diese soweit notwendig für den beruflichen Kontext des Projektmanagements und der Projektarbeit.

Das zweitägige TB-Seminar besteht aus drei Teilen:

  • dem Erlernen und Erfahren des Intuitiven Bogenschießens als Quelle für Achtsamkeit
  • dem Erfahren des Intuitiven Bogenschießens als Ressource für individuelle Resilienz
  • dem Erfahren des Intuitiven Bogenschießens als Katalysator für Veränderungsarbeit

Im Transformativen Bogenschießen „geht es nicht um (sportliche) Leistung, Perfektion, Erfolg, sondern um Erleben, Selbsterfahrung, Selbstausdruck und persönliche Entwicklung“ [4]. Im ersten Teil des Seminars werden alle Grundlagen des Guten Bogenschießens erlernt, also die Schuss- und die Ziel-Technik. Hierzu gehört die Standtechnik, das richtige Spannen und Ankern verbundenen mit einem guten Öffnen und Atmen. Einem entspannten Anspannen des gesamten Körpers, insbesondere der Rückenmuskulatur, verbunden mit einer ruhigen Lockerheit. Es geht um das Erlernen und Erleben einer ruhigen, kraftvollen Zielorientierung. Zielen heißt im Therapeutischen Bogenschießen Intuitives Zielen. Das Zielen erfolgt, nicht wie beim Schießen mit einem Gewehr, in dem über Kimme und Korn zum Ziel eine gedachte Linie gebildet wird, sondern in dem der Blick geweitet auf das Ziel gerichtet wird und dem Körper völlig vertraut wird. Dies gelingt nur, wenn der Schütze ganz bei sich ist, im Hier und Jetzt ist, also achtsam ist. Mit dem Fördern der Intuition ist ein ganzheitliches Entwickeln des Vertrauens in Sich verbunden. Intuitives Bogenschießen gehört zum traditionellen Bogenschießen. Es wird mit einem traditionellen Bogen ohne Zielvorrichtung und ohne weitere technische Hilfsmittel geschossen.

Abbildung 1: Intuitives Bogenschießen, erzeugt von der Künstlichen Intelligenz DALL-E 2 [5] mit dem Prompt ‚A painting in the van Gogh style with a beautiful landscape in which an archer with a wide view calmly and powerfully aims at a target.‘

Bogenschießen erzeugt bei den meisten Menschen eine positive Resonanz. Transformatives Bogenschießen knüpft bewusst an archaische Gefühle der Jagd an. Das positive Erleben der Kraft und die damit erlebte Selbstwirksamkeit, die achtsame Ruhe und die intuitive Zielorientierung, dies sind Ressourcen, die die mentale und körperliche Selbstheilung fördern. Das Erleben von Resilienz und Gesundheit ist oft verbunden mit einer aufrechteren Körperhaltung, einem lockeren körperlichen und mentalen Spannen und Entspannen, einem Sich-größer-Fühlen oder einem Fühlen von Befreiung. Bei regelmäßiger Anwendung hilft Transformatives Bogenschießen bei Rückenschmerzen, bei Bluthochdruck, Atembeschwerden und chronischen Schmerzen.

Transformatives Bogenschießen ist also in erster Linie kein Erlebnis, sondern eine Erfahrung: „Ein Erlebnis intensiviert das Leben. Eine Erfahrung verändert die Person.“ und „Jeder Pfeil ist eine Erfahrung.“ [4]
Transformatives Bogenschießen wirkt wie „ein Spiegel der Seele“ [4], der die mit der innere Haltung verbundenen Probleme sichtbar macht. Da die TeilnehmerInnen diese Probleme im Bogenschießen selbst erfahren, wirkt das TB wie ein Katalysator für die Veränderungsarbeit. Zum Beispiel werden Probleme – in der Zielorientierung, im Loslassen, einer fehlenden Gelassenheit, im Sich-Öffnen oder im Standpunkt einnehmen – für die TeilnehmerInnen direkt oder indirekt über Metaphern sichtbar und erfahrbar. Das Auflösen dieser Probleme im Bogenschießen, ermöglicht und beschleunigt die Veränderungsarbeit und führt zu einer Transformation im alltäglichen Leben.

Ziel dieses Seminars ist es, über Selbsterfahrung, die Selbstführung zu stärken und damit die Führungsqualität.

Das Seminar findet bei nahezu jedem Wetter in der Natur statt. Entsprechende Kleidung und Schuhe sind erforderlich. Weitere Informationen wie Termine, Ort und Teilnahmegebühren finden Sie auf der IFST-Internetseite unter Training [6]. 

  

[1] Klinik Wollmarshöhe (2022) https://www.wollmarshoehe.de, zugegriffen am 20.11.2022

[2] infer (2022), Institut für Erfahrungslernen, https://www.infer-institut.de/, zugegriffen am 20.11.2022

[3] Mehl K (2017) Erfahrungsorientierte Therapie, Integrative Psychotherapie und moderne Psychosomatik, Springer

[4] Schäfer K-H (2018) Therapeutisches Bogenschießen, 2. Auflage, Ernst Reinhardt Verlag München

[5] DALL-E 2 (2022) https://openai.com/dall-e-2/, zugegriffen am 26.11.2022

[6] Seminar Transformatives Bogenschießen (2022) https://www.socialtechnologies.de/training, zugegriffen am 26.11.2022