Transformatives Bogenschießen – Erfahrungsorientierte Veränderungsarbeit für Projektleiter und Projektteams – Ein Seminar Angebot

Im September diesen Jahres habe ich an der psychosomatischen Klinik Wollmarshöhe [1] meine Prüfung zum Therapeutischen Bogenschießen abgelegt und bin damit für Therapeutisches Bogenschießen zertifiziert:

„Durch eine Prüfung wurde der Nachweis der Befähigung zur selbständigen Durchführung des Therapeutischen Bogenschießens erbracht. Die notwendigen technischen, sicherheitsrelevanten und kommunikations- bzw. beziehungsrelevanten Kenntnisse und Fähigkeiten zum Einsatz des Bogenschießens im therapeutischen Zusammenhang und mit therapeutischer Zielsetzung sind vorhanden.“ [2]

Mein Trainer und Prüfer war Karl-Heinz Schäfer, einer der profiliertesten Psychotherapeuten für Erfahrungsorientierte Therapie [3] und im deutschsprachigen Raum die erste Adresse für Therapeutisches Bogenschießen. Er hat seine Erfahrungen zum Therapeutischen Bogenschießen in seinem Buch mit gleichem Titel festgehalten [4].   

Da ich seit vielen Jahren im Projekt-Coaching und der organisationalen Veränderungsarbeit tätig bin und die Wirkung des Bogenschießens als Werkzeug der erfahrungsorientierten Veränderungsarbeit kennenlernte, biete ich ab 2023 das Seminar Transformatives Bogenschießen (TB) an. Dieses zweitägige TB-Seminar, mit maximal drei Teilnehmern, richtet sich vor allem an Projektleiter und andere agile Führungskräfte, die sich selbst erfahren möchten und lernen möchten, sich selbst (besser) zu führen. Gemäß Management 4.0 ist Selbstführung die Basis einer guten Führung.
Projektteams mit bis zu 6 Teilnehmern können auch in der Teambildung und in der Festigung des Teamgeistes von dem TB-Seminar profitieren. 

Was ist Transformatives Bogenschießen (TB)?

Transformatives Bogenschießen beruht auf den Prinzipien und Verfahren des Therapeutischen Bogenschießens, verändert und ergänzt diese soweit notwendig für den beruflichen Kontext des Projektmanagements und der Projektarbeit.

Das zweitägige TB-Seminar besteht aus drei Teilen:

  • dem Erlernen und Erfahren des Intuitiven Bogenschießens als Quelle für Achtsamkeit
  • dem Erfahren des Intuitiven Bogenschießens als Ressource für individuelle Resilienz
  • dem Erfahren des Intuitiven Bogenschießens als Katalysator für Veränderungsarbeit

Im Transformativen Bogenschießen „geht es nicht um (sportliche) Leistung, Perfektion, Erfolg, sondern um Erleben, Selbsterfahrung, Selbstausdruck und persönliche Entwicklung“ [4]. Im ersten Teil des Seminars werden alle Grundlagen des Guten Bogenschießens erlernt, also die Schuss- und die Ziel-Technik. Hierzu gehört die Standtechnik, das richtige Spannen und Ankern verbundenen mit einem guten Öffnen und Atmen. Einem entspannten Anspannen des gesamten Körpers, insbesondere der Rückenmuskulatur, verbunden mit einer ruhigen Lockerheit. Es geht um das Erlernen und Erleben einer ruhigen, kraftvollen Zielorientierung. Zielen heißt im Therapeutischen Bogenschießen Intuitives Zielen. Das Zielen erfolgt, nicht wie beim Schießen mit einem Gewehr, in dem über Kimme und Korn zum Ziel eine gedachte Linie gebildet wird, sondern in dem der Blick geweitet auf das Ziel gerichtet wird und dem Körper völlig vertraut wird. Dies gelingt nur, wenn der Schütze ganz bei sich ist, im Hier und Jetzt ist, also achtsam ist. Mit dem Fördern der Intuition ist ein ganzheitliches Entwickeln des Vertrauens in Sich verbunden. Intuitives Bogenschießen gehört zum traditionellen Bogenschießen. Es wird mit einem traditionellen Bogen ohne Zielvorrichtung und ohne weitere technische Hilfsmittel geschossen.

Abbildung 1: Intuitives Bogenschießen, erzeugt von der Künstlichen Intelligenz DALL-E 2 [5] mit dem Prompt ‚A painting in the van Gogh style with a beautiful landscape in which an archer with a wide view calmly and powerfully aims at a target.‘

Bogenschießen erzeugt bei den meisten Menschen eine positive Resonanz. Transformatives Bogenschießen knüpft bewusst an archaische Gefühle der Jagd an. Das positive Erleben der Kraft und die damit erlebte Selbstwirksamkeit, die achtsame Ruhe und die intuitive Zielorientierung, dies sind Ressourcen, die die mentale und körperliche Selbstheilung fördern. Das Erleben von Resilienz und Gesundheit ist oft verbunden mit einer aufrechteren Körperhaltung, einem lockeren körperlichen und mentalen Spannen und Entspannen, einem Sich-größer-Fühlen oder einem Fühlen von Befreiung. Bei regelmäßiger Anwendung hilft Transformatives Bogenschießen bei Rückenschmerzen, bei Bluthochdruck, Atembeschwerden und chronischen Schmerzen.

Transformatives Bogenschießen ist also in erster Linie kein Erlebnis, sondern eine Erfahrung: „Ein Erlebnis intensiviert das Leben. Eine Erfahrung verändert die Person.“ und „Jeder Pfeil ist eine Erfahrung.“ [4]
Transformatives Bogenschießen wirkt wie „ein Spiegel der Seele“ [4], der die mit der innere Haltung verbundenen Probleme sichtbar macht. Da die TeilnehmerInnen diese Probleme im Bogenschießen selbst erfahren, wirkt das TB wie ein Katalysator für die Veränderungsarbeit. Zum Beispiel werden Probleme – in der Zielorientierung, im Loslassen, einer fehlenden Gelassenheit, im Sich-Öffnen oder im Standpunkt einnehmen – für die TeilnehmerInnen direkt oder indirekt über Metaphern sichtbar und erfahrbar. Das Auflösen dieser Probleme im Bogenschießen, ermöglicht und beschleunigt die Veränderungsarbeit und führt zu einer Transformation im alltäglichen Leben.

Ziel dieses Seminars ist es, über Selbsterfahrung, die Selbstführung zu stärken und damit die Führungsqualität.

Das Seminar findet bei nahezu jedem Wetter in der Natur statt. Entsprechende Kleidung und Schuhe sind erforderlich. Weitere Informationen wie Termine, Ort und Teilnahmegebühren finden Sie auf der IFST-Internetseite unter Training [6]. 

  

[1] Klinik Wollmarshöhe (2022) https://www.wollmarshoehe.de, zugegriffen am 20.11.2022

[2] infer (2022), Institut für Erfahrungslernen, https://www.infer-institut.de/, zugegriffen am 20.11.2022

[3] Mehl K (2017) Erfahrungsorientierte Therapie, Integrative Psychotherapie und moderne Psychosomatik, Springer

[4] Schäfer K-H (2018) Therapeutisches Bogenschießen, 2. Auflage, Ernst Reinhardt Verlag München

[5] DALL-E 2 (2022) https://openai.com/dall-e-2/, zugegriffen am 26.11.2022

[6] Seminar Transformatives Bogenschießen (2022) https://www.socialtechnologies.de/training, zugegriffen am 26.11.2022

Vom Davos-Kindergarten der Führung, oder…Vom Systemwandel und der globalen Revolution der Führung!

Anlässlich des alljährlich stattfindenden Weltwirtschaftsforums brachte die ARD einen eineinhalb stündigen Bericht zum Weltwirtschaftsforum der Jahre 2018 und 2019 [1]: Gezeigt wurden erstmals „interne“ Gespräche.

Der Nobelpreisträger Klaus Schwab hat das Forum vor 50 Jahren ins Leben gerufen „weil er mittels Dialog die Welt zum Besseren wandeln wollte“. Im Film kann man die positive Absicht von Klaus Schwab spüren, man spürt aber noch viel mehr das „Nicht-Ausgesprochene“, das „Nicht-Klartextsprechen“, das „Taktierten“ und das „Showmachen“. Erschreckend  für mich ist die Szene in der einige der CEO‘s der größten europäischen Unternehmen vor Trump regelrecht buckeln und wie Kinder im Kindergarten oder in der Schule vor demjenigen, der einen Kopf größer ist, sich devot verhalten: Angefangen beim CEO Bayer, über ABB bis zu SAP. Der CEO von SAP ist nicht nur devot, er schmeichelt Trump regelrecht! – Und von solchen Männern, es waren offensichtlich nur Männer anwesend, erwarten wir den Systemwandel? Ich glaube, da können wir lange warten: Dort wo Macht als dominantes Gestaltungselement herrscht, ist der Systemwandel sehr sehr weit entfernt!

Neben Klaus Schwab kann man im Film meines Erachtens nur drei Frauen Respekt für Führungsstärke zollen: Der Geschäftsführerin von Greenpeace Jennifer Morgan, der Geschäftsführerin von Oxfam Winnie Byanyima und Greta Thunberg. Insbesondere hat Jennifer Morgan den brasilianischen Präsidenten zu seinem „Verhalten“ bezüglich seiner Regenwaldpolitik angesprochen. Dieser hatte kurz vorher das Problem des Abbrennens der Urwälder „nicht-ausgesprochen“ und stattdessen mittels „Nicht-Klartextsprechen“ die Aussage getätigt, dass er mit Hilfe der USA zum Nutzen Brasiliens und der ganzen Welt Rohstoffe zur Verfügung stellen wird.

Jennifer Morgan betont auch in einem Gespräch mit Klaus Schwab, dass das Konzept des bilateralen Aushandelns und Durchführens von Projekten zwar lobenswert sei, jedoch im Angesicht eines nötigen Systemwandels, der in einem Zeitfenster von ca. 10 Jahren vollzogen werden muss, nichts bringt. – 50 Jahre sogenannter Davos Dialog hat den Systemwandel bisher nicht eingeleitet. – Klaus Schwab stimmt diesem zögerlich zu.

Scobel hat das Thema Systemwandel unter dem Titel „Die globale Revolution“ erst kürzlich in einer Diskussionsrunde mit Patrizia Nanz (IASS Institute for Advanced Sustainability Studies e.V., Potsdam, Politikwissenschaftlerin), Stefan Brunnhuber (Hochschule Mittweiler, Mitglied des Club of Rome, Psychiater) und Claus Otto Scharmer (MIT Boston, Soziologe) behandelt [2].

Ich fasse die Ergebnisse der Diskussionsrunde wie folgt zusammen:

  • Notwendig für einen Systemwandel ist die individuelle Ausbildung von Achtsamkeit für uns selbst, die Mitmenschen und die Natur, sowie die damit verbundene Fähigkeit zur Selbstführung und die hieraus gewonnene Fähigkeit Menschen im Zeitalter von Komplexität auf der Basis von tief gehendem Systemverständnis zu führen (man siehe hierzu auch [3]).
  • Führen im Zeitalter von Komplexität bedeutet weder Regeln noch Steuern eines sozialen Systems, es bedeutet auf der Basis von Achtsamkeit zu intervenieren und zu akzeptieren, dass sich das System emergent entwickelt.- Führen ist somit auch Loslassen von Kontrolle und Steuerung, die einem linearen Kausaldenken folgen.
  • Das Gestalten von demokratischen Gesellschaftsstrukturen auf der Basis von Selbstorganisation ist eine zentrale Aufgabe. Hierzu sind entsprechende selbstorganisierte globale! Governancestrukturen einzuleiten und permanent anzupassen.

Der Systemwandel hat also im Wesentlichen zwei Aspekte: Einen individuellen Aspekt, nämlich den Kompetenzausbau von Achtsamkeit-basiertem Leben und Führen, sowie einen sozialen Aspekt, nämlich das Einleiten eines Wandels durch selbstorganisierte Strukturen auf allen Ebenen der (globalen) Gesellschaft. Beide Aspekte sind wesentlich für das Gelingen dieses ganzheitlichen Systemwandels.

Diese Ergebnisse der Scobel Diskussionsrunde entsprechen genau meinem Verständnis von Agiler Führung 4.0: Erweiterung des Bewusstseins zu einem Integralen Mindset; Führung auf der Basis der Grundbedürfnisse des Menschen; Verstehen von komplexen natürlichen, sozialen und technischen Systemen und der darauf aufbauenden Selbstorganisation und schließlich die Gestaltung von selbstorganisierten demokratischen Governancestrukturen.

Insbesondere zur Führung auf der Basis der Grundbedürfnissen des Menschen, zitiere ich aus dem kürzlich erschienen Spiegel-Artikel „Vermessung des Glücks“ [4]. – Unschwer erkennt man in diesem Zitat die drei Parametertypen der Selbstorganisation wieder:

„Fürs per­sön­li­che Glück brau­che es stets die glei­chen Grund­la­gen. Ers­tens: »Das Geld muss rei­chen«, sagt Brock­mann. »Die Men­schen müs­sen ma­te­ri­ell ab­ge­si­chert sein.« Zwei­tens leb­ten glück­li­che Men­schen in gu­ten so­zia­len Be­zie­hun­gen. »Auf Au­gen­hö­he, mit Fa­mi­lie, mit Freun­den.«

Und drit­tens hel­fe es, ei­nen hö­he­ren Sinn im Le­ben zu se­hen. Glück­lich sei, so Brock­mann (Anm.: Hil­ke Brock­mann, Pro­fes­so­rin für So­zio­lo­gie, Bre­mer Ja­cobs Uni­ver­si­ty), wer das Ge­fühl habe, sei­ne Zeit auf Er­den nicht sinn­los zu ver­stol­pern.

Auf die­se drei Zu­ta­ten lau­fe al­les hin­aus: ma­te­ri­el­le Si­cher­heit, so­zia­le Be­zie­hun­gen, ein hö­he­rer Le­bens­zweck. »Viel mehr«, sagt Brock­mann, »kann die Glücks­for­schung als Rat­schlag nicht ge­ben.«“

Oder anders ausgedrückt: Wachsende Ungleichheit, Macht als Gestaltungselement und Arbeit ohne höheren Sinn, machen unglücklich und sind keine Basis für einen Systemwechsel bzw. eine „globale Revolution“!

Ich komme damit zurück auf Davos: Nimmt man die „CEO-Audienz“ bei Präsident Trump als Indiz für das Potential der CEO‘s diesen Wandel zu gestalten, so liegt das Potential sicherlich eher bei 0% als 100%: Die CEO’s und ihr Mindset, aber auch analog das der Politiker ist nicht nur Teil des Problems, sie sind das Problem. Wenn die Spitze der Macht keinen Systemwandel einläutet, dann helfen auch Beiträge wie vom SAP Director Global Mindfulness Peter Bostelmann nicht wirklich. Hiernach werden seit einiger Zeit bei SAP Achtsamkeitstrainings angeboten [5].- Im Gegenteil, sie hinterlassen im Kontext der Davos-Bilder und des Verhaltens des SAP CEO einen eher schalen Beigeschmack.

Wir stellen zwar fest, dass mit der „Grünen Bewegung“ und „Fridays for Future“ eine neue Aufmerksamkeit sichtbar wird, gleichzeitig entsteht aber auch eine Gegenbewegung von Rechtspopulismus oder sogar nationalsozialistischen Tendenzen. Beide polarisierende Bewegungen sind Ausdruck einer massiven Führungsschwäche, die man in Davos und täglich in den Nachrichten vorgeführt bekommt.

Davos müsste seine Werte neu ausrichten und für eine Abkehr vom „Schein-Dialog“ stehen. – Davos sollte die agilen Werte wie z.B. Mut, Transparenz und Commitment promoten, den Dialog des „Klartextsprechens“ und des „Wahrhaften-Auseinandersetzens“ einführen, um schließlich mittels integraler Werte den Systemwandel einzuleiten.

 

[1] ARD (2020) Weltwirtschaftsforum https://www.ardmediathek.de/ard/player/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3JlcG9ydGFnZSBfIGRva3VtZW50YXRpb24gaW0gZXJzdGVuL2I1Y2M5OWNiLWExMTctNGJjZi1hNTgyLTg4MjE5ZTRjODc4NA/

[2] Scobel (2020) Die globale Revolution https://www.3sat.de/wissen/scobel/scobel—zukunft-global—revolution-und-stagnation-100.html, 3sat.de

[3] Scobel (2020) , 2. Teil Achtsamkeit https://www.youtube.com/watch?v=YvwZ9rRfK7Q&feature=push-sd&attr_tag=MIVoiXqJHc8VZnA7%3A6

[4] Spiegel (2020) Die Vermessung des Glücks, Spiegel 5-2020, https://magazin.spiegel.de/SP/2020/5/169122981/index.html

[5] Scobel (2020)  Man muss eben „nur“ achtsamer sein, Interview mit dem Director of Global Mindfulness beim SAP Konzern Peter Bostelmann,  https://www.3sat.de/wissen/scobel/interview-man-muss-eben-nur-achtsamer-sein-100.html