Von der gesellschaftlichen Kernschmelze – von politischen Emotionen oder von der enggeistigen banalen Selbstorganisation

Dieser Blog ist der vierte Teil der Blog-Serie ‚Von der gesellschaftlichen Kernschmelze…‘. Wie auch in den vorherigen Beiträgen nutze ich ChatGPT, dieses Mal vorwiegend in der Version o4-mini-high, um den Blog-Beitrag in einem hybriden Collective Intelligence Setting zu erstellen. Für die Qualitätssicherung verwende ich die KI-System Claude 3.7 Sonnet und DeepSeek.

Abbildung 0: Die enggeistige banale Selbstorganisation in einer Autokratie, erstellt mit Hilfe von ChatGPT

Autokraten haben in der Vergangenheit immer Leid über die Menschen gebracht und – soweit mir dies bekannt ist – sich auch immer persönlich bereichert: Man siehe Trump, Putin, Orban oder Erdogan. Alle vier verfügen über ein enggeistiges Bewusstseinsniveau in dem Macht- und Geldgier mit Skrupellosigkeit und Korruptionsbereitschaft zusammenkommen. Enggeistig deshalb, weil diese Autokraten in den dazugehörigen limitierenden Werten und Motiven steckengeblieben sind: Vernetzt und über sich hinaus wahrzunehmen und zu erfahren, dies können sie nicht; Wissenschaft mögen sie nicht, lediglich insoweit, als sie ihnen nutzt, ihre Ziele zu erreichen. – Sie erfinden zum Teil unglaubliche Lügen, um Wissen zu diskreditieren.

In meinem Blog ‚Von der kulturellen Aufrechterhaltung von Unwissen oder von der banalen* Selbstorganisation‘ vom März 2021 habe ich verdeutlicht, dass eine enggeistige mentale Selbstorganisation versucht, Komplexität zu beherrschen, indem sie wertvernichtende Komplexität erzeugt: Es werden Menschen, soziale Systeme und die Natur geschädigt oder vernichtet, um autokratische Ziele zu erreichen. Es ist eine enggeistige banale Selbstorganisation der inneren Haltung, weil die Fähigkeit zur empathischen Selbstreflexion nicht vorhanden ist und daraus ‚ego-shooter‘ Handlungen erwachsen.

Und trotzdem werden diese Autokraten, teilweise in freien Wahlen, von großen Teilen der jeweiligen nationalen Bevölkerung gewählt.

Autokraten verstehen es, politische Emotionen zu bedienen. Es sind limitierende politische Emotionen, die latent in Teilen der Bevölkerungen vorhanden sind.  

Der Kognitionswissenschaftler Fritz Breithaupt hat hierzu vor Kurzem im Spiegel einen Beitrag veröffentlicht [1]. Er hat ein Muster identifiziert, das Autokraten und faschistische Parteien benutzen, um Resonanz zwischen sich und diesen Teilen der Bevölkerungen zu erzeugen:

  • Es werden zuerst negative Emotionen geschürt, die an die potentiell limitierenden Werte und Motive wie Macht, Ehre, Anerkennung, Stolz, Status, Ordnung, Neid und Rache andocken. Typisches Beispiel in den USA und in Deutschland ist die Angst vor Ausländern, da diese einem ‚richtigen‘ Bürger vermeintlich Wohlstand oder Sicherheit wegnehmen.
  • Negative Emotionen, die mit mentalem Stress verbunden sind, werden in einem zweiten Schritt durch positive Emotionen ‚neutralisiert‘. – Es wird eine enggeistige mentale Selbstorganisation induziert: Zu diesen limitierenden positiven Emotionen (Bedürfnissen/Werten/Motiven) gehören u.a.: Ich- und Wir-Stolz, Triumph, Genugtuung, Patriotismus sowie ‚Ausbrechen aus dem engen Leben‘ über Abenteuer und koloniale Entdeckungen bzw. Besitzergreifungen. Diese Emotionen werden mit Narrativen angeregt und vermittelt. Die Narrative enthalten oft mystische und identitätsstiftende – zum Stamm gehörende, ethnische – Komponenten.

Beispiele hierfür sind in der MAGA Bewegung, u.a.:

‚Ich muss mich gegen den Ausländer, der mich und meine Familie bedroht, verteidigen. Ich bin ein Held/eine Heldin an der Seite von Trump, der uns alle rettet, in dem er uns führt.‘ – Es ist das Muster vieler Western-Geschichten.

‚Wir haben äußere Feinde, die uns bedrohen und es ist notwendig uns durch strategische Außenposten abzusichern‘: Grönland, Kanada und der Panamakanal sind solche strategischen Außenposten. ‚Wir, Amerikaner, stoßen in eine unbekannte glorreiche Zukunft vor.‘ – „Es ist sehr befriedigend, mit einer uneingeschränkten Zukunft zu spielen – insbesondere mit einer Zukunft auf fremdem Boden“ [1]. Beide Beispiele kennen wir, leicht abgewandelt, aus der Nazi-Zeit.

Wenn die amerikanischen Universitäten von Trump als Ort des ‚Unnatürlichen und Woken‘ angegriffen werden, so sorgt er dafür, dass Wissenschaft diskretiert wird und gleichzeitig verschafft er einem Teil der Bevölkerung ein Gefühl der Genugtuung. „Dazu kommen die Minderwertigkeitskomplexe vieler Menschen gegenüber den Eliteunis, denn diese lehnen ja den größten Teil der Bewerber ab. Ablehnungen können als Narbe bleiben und Rachegefühle schüren.“ [1]

Ähnliche Narrative finden wir auch in Deutschland seitens der AfD, u.a.:

‚Die Ausländer sind eine Gefahr für unseren Wohlstand und unsere Sicherheit. Nur wir sind die Retter.‘ – Man siehe hierzu auch den ZDF-Beitrag zur ‚Deutschen Angst‘ [2]. ‚Die EU und deren Bürokraten halten uns gefangen, wir müssen uns von dieser Gefangenschaft befreien. Wir sind die einzigen! Befreier.‘

„Wenn Alice Weidel auf dem AfD-Parteitag das Niederreißen der Windräder fordert, weil sie die Landschaft verschandelten, trifft das den Kern dessen, was derzeit als besserwisserische Vorschreibekultur abgehandelt wird. Das Heben des Zeigefingers allein bereitet da manchem schon Vergnügen.“ [1]

Fritz Breithaupt schließt seinen Beitrag, in dem er feststellt, dass keine der demokratischen Parteien Narrative mit nicht-limitierenden positiven Emotionen anbietet. – Er sieht hierin einen wesentlichen Grund für das Erstarken der AfD. – Dieser Meinung schließe ich mich an.

Ich verweise auch auf das Kultur- und Bewusstseinsmodell Spiral Dynamics, das ich sehr oft in diesem Blog verwendet habe, um ähnliche Phänomene wie die hier geschilderten, zu erläutern: Die limitierenden politischen Emotionen und die dazugehörigen Narrative erwachsen aus den limitierenden Bewusstseinsebenen (beige, purpur, rot und blau) und werden in Teilen der Bevölkerung durch keine nicht-limitierenden politischen Emotionen reguliert, die auf höheren Bewusstseinsebenen (orange, grün, gelb und türkis) ausgebildet sind.

Teile, der obigen Aussagen können als Aussagen der Ausgrenzung verstanden werden. – Ausgrenzung kann zu einer Verstärkung der limitierenden Werte führen [3]. Durch die Beschäftigung mit den Blog-Beiträgen zum Übergang Demokratie-Autokratie habe ich die Überzeugung gewonnen, dass es notwendig ist, die AfD zu verbieten und ggf. damit ihre Wähler auszugrenzen. Wie die hier vorliegende Theorie und auch die Lehren aus der (jüngsten) Vergangenheit gezeigt haben, kann ein Übergang von der Demokratie zur Autokratie in sehr kurzen Zeiträumen, also durch einen Phasenübergang 1. Ordnung, geschehen: Hitler hat es z.B. in 2 Monaten geschafft.- Trump hat in 5 Monaten eine beachtliche autokratische Leistung gezeigt.

Falls der Drift-to-Danger Prozess zur Autokratie in vollem Gange ist, ist es leider zu spät.

Die nachfolgende Abbildung 1 verdeutlicht diese Aussage mittels meines Modells für das Szenario ‚Demokratische Transition‘ des Übergangs Demokratie-Autokratie (man siehe hierzu auch den vorherigen Blog-Beitrag). Abbildung 1 zeigt eine spezielle Heatmap, die das sogenannte Attraktor-Bassin des Modells in Abhängigkeit zweier Parameter visualisiert. Lambda (λ) ist der Kontrollparameter des Übergangs und ‚steuert‘ den Einfluss autokratischer Faktoren. Mü (µ) ist der Parameter der System-Trägheit, der das Gedächtnis der Gesellschaft beeinflusst. Beide Parameter zusammen charakterisieren den Zustandsraum Demokratie-Autokratie. Die gelbe Farbe zeigt demokratische Zustände an, die violette Farbe zeigt das autokratische Bassin. Falls das Gedächtnis an die Demokratie groß ist ( d.h. großes µ) gib es zwar hell- und dunkle-grüne Quadrate, also fast demokratische Zustände, im Meer der Autokratie, aber die Wahrscheinlichkeit für ihr Durchsetzen ist gering. Also anders ausgedrückt: Autokratien, die sich einmal durchgesetzt haben, lassen sich nicht mehr schnell und einfach in Demokratien transformieren.

Abbildung 1: Attraktor-Bassin des Ordnungsparameter-Paares Autokratie-Demokratie. Lambda (λ) ist der Kontrollparameter des Übergangs und ‚steuert‘ den Einfluss autokratischer Faktoren. Mü (µ) ist der Parameter der System-Trägheit, der das Gedächtnis der Gesellschaft beeinflusst. Gelb steht für Demokratie, Violett für Autokratie. Die Schattierungen zeigen Zustände zwischen Demokratie und Autokratie.

Das ZDF hat gerade eine Dokumentation zum Thema ‚Trump und das Silicon Valley‘ herausgebracht [4]. – Es kann einem Angst und Bange werden: Die Ausführungen meiner Blog-Beitrags-Serie werden leider bestätigt. – Die Tech-Autokratie ist schon da!

[1] Breithaupt F (2025) Politische Emotionen – Im Rausch der rechten Erzählungen, https://www.spiegel.de/politik/deutschland/donald-trump-alice-weidel-im-rausch-der-rechten-narrative-meinung-a-7a402a6b-ea2d-4d0c-bebb-198510e1514e

[2] WDR (2025) Volk in Angst: Wie mit Verbrechen Politik gemacht wird, https://www.ardmediathek.de/video/3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLXNvcGhvcmEtYzAzYzg2NTEtMjk3OC00ZWExLWI5OTgtZGQ2N2M4ZTY2NjM5

[3] Kappelsberger F (2025) Die fatalen Folgen von Ausgrenzung, https://www.spektrum.de/news/die-fatalen-folgen-von-ausgrenzung/2256161, Spektrum der Wissenschaft

[4] Andersen A, Kleber C (2025) Trump und das Silicon Valley, https://www.zdf.de/play/dokus/zdfzeit-106/trump-und-das-silicon-valley-100, ZDF